Tai Chi, Qi Gong, Tomasz Nowakowski, Zentrum für Taoistische Künste Goldener Hügel °Zlatý Kopec°

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"Gen tai pa tong" Stehen wie ein Pinienbaum


Fragmente von Fachbereichsarbeit zur Qi-Gong Lehrer-Ausbildung von Roswitha Pospisil, März 2006
Betreuer - Tomasz Nowakowski, „Akademie für Gesundheit und Soziale Kompetenz" (PGA) in Linz, Österreich

INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT

EINLEITUNG
Gen tai pa tong
HAUPTTEIL

Was verstehen wir unter natürlicher Position
Wie sieht die natürliche Position aus?
Die einzelnen Körperteile
Die Füße
Die Knie
Das Becken
Der Rumpf
Das Brustbein
Die Schultern
Die Ellenbogen
Die Hände
Der Kopf

Das „Sich-Bewusst-Sammeln“
Die Atmung
Die Konzentration auf das Dan-Tian
Konzentration auf erkrankte Stellen im Körper
Eigene Erfahrungen beim Stehen
„Stehen wie ein Baum“ und was wir damit verbinden
SCHLUSSFOLGERUNG

FUSSNOTEN UND LITERATURHINWEISE

VORWORT

Meine ersten Vorstellungen von den Begriffen Qi-Gong und Taiji waren sehr difus. Ich konnte mir darunter so gut wie nichts vorstellen. Ich habe mich allerdings davon stark angezogen gefühlt.

(...)

Zu meinem großen Glück bin ich meinem Lehrer Tomasz Nowakowski begegnet, der von der ersten Stunde das Gen tai pa tong – das Stehen wie ein Baum – die natür-liche Position in den Mittelpunkt seiner Arbeit mit uns gestellt hat. Es verging keine Stunde, in der er uns nicht darauf hinwies, unsere Haltung zu korrigieren, hineinzu-spüren und Millimeter für Millimeter der Entspannung näher zu kommen. Je länger wir damit arbeiteten, umso mehr wurden uns unsere Blockaden bewusst und nun wird es eine Arbeit ohne Ende.

EINLEITUNG

GEN TAI PA TONG

(...)

Gen tai pa tong ist eine Wu-Chi Position und die Idee davon ist die Erreichung des Gleichgewichts der fünf Elemente im Körper.
Wu-Chi ist die Situation vor der Bewegung, übersetzt bedeutet es auch „leer“. Es ist die Position zur Geburt von Taiji. Alle Leere hat ein Potential.
Diese Position ist einerseits einfach und nicht spektakulär, auf der anderen Seite von unglaublicher Bedeutung.

Schon im Gelben Kaiser wird einem richtigen Arzt oder Energiepraktiker empfohlen, jeden Morgen 7 Atemzüge in der Wu-Chi-Position zu stehen, damit wird die Qi-Entwicklung und das 5-Elemente-Gleichgewicht gefördert.

(...)

HAUPTTEIL

Alle Qi-Gong und Taiji – Richtungen, auch wenn sie noch so unterschiedlich sind, haben eine Übung gemeinsam: die natürliche Position

Was verstehen wir unter natürlicher Position?
Die natürliche Position ist die Körperhaltung, in der Entspannung der Gelenke, Muskeln und Sehnen, die gleichmäßige Atmung und ein gelassenes und achtsames Loslassen möglich wird. Es ist die erste und wichtigste Übung in der Qi-Gong Praxis und sollte von Anfängern wie von Fortgeschrittenen als das „Alpha und Omega“ ihrer Arbeit betrachtet werden.

Wie sieht die natürliche Position aus?
Sie hat auf keinen Fall etwas zu tun mit der herkömmlichen Ansicht einer geraden, strammen Haltung wie wir sie im Westen kennen, sondern vielmehr mit äußerem Gelockertsein und innerer Konzentriertheit.


Die Körperhaltung:

Die Füße stehen parallel in Schulterbreite
60 % des Körpergewichts ruht auf den Fersen, 40 % am Ballen
Die Knie sind leicht gebeugt – nicht durchgedrückt
Das Becken wird leicht gekippt (mit der Vorstellung man säße auf einem Barhocker oder sei ein Känguruh, das auf seinem Schwanz sitzt)
Die Schultern locker halten (damit sind die Arme entspannt und die Ellenbogen seitlich geöffnet)
Das Brustbein entspannen


Die Kopfhaltung: mit der Vorstellung man hänge an einem Faden, der im Himmel verankert ist, der Faden kommt aus der Mitte des Kopfes – am Kreuzungspunkt der Linien von Wirbelsäule zur Nase und linkem und rechtem Ohr das Kinn fällt dabei etwas herunter und der Nacken wird offen

Die einzelnen Körperteile:
Die Füße:
Sie sind die niedrigsten Teile des Körpers, die alles tragen müssen. In der Mitte des Ballens befindet sich der wichtigste Punkt des Fußes – der Yong–Quan, der als „Sprudelnde Quelle“ übersetzt wird, es ist auch der Akupunkturpunkt Ni1. Von dieser Quelle steigt das Qi in den Körper auf, um das Dan-Tian mit Erd-Energie zu versorgen. Das Erdelement ist verantwortlich für das Gleichgewicht im Organismus, es symbolisiert das Zentrum.

Die Füße sind der biologische Teil unserer Wurzeln, sie haben gleichzeitig eine direkte Verbindung zu allen inneren Organen.

Wir haben in unserer Sprache Redewendungen, die aussagekräftig sind, z.B. sagen wir „einer steht mit beiden Beinen auf dem Boden“ und meinen damit jemanden, der weiss, was er will und sich nicht in Luftschlössern verirrt. Auch das Wort „standfest“ sagt das gleiche aus. Wir denken dabei an Bäume und feste Wurzeln. Genau diese Vorstellung soll uns auch bei der natürlichen Position helfen.

(...)

Das Brustbein
Das Entspannen des Brustbeins ist ein wichtiger Schritt zur Entwicklung innerer Kraft, innerer Stabilität und damit verzögert sich das Älterwerden der Organe.

Die Schultern:
Die Arbeit mit unseren Schultern hat Einfluss auf unsere Ängste. Wir entwickeln mit der Zeit immer mehr Mut.
Auf unseren Schultern lastet unsere Verantwortung. Manche tragen die ganze Verantwortung auf ihren Schultern und können nichts abgeben an die Erde. Deshalb wirken sie gedrückt und schwer. Sie sind schwermütig, es fehlt der Mut. Nur wenn wir die Last den Beinen geben können, sind wir in den Schultern leicht und beweglich und bekommen damit Kraft in den Händen, damit wir handeln können. Aber wer kann das schon?

Wahrscheinlich nehmen wir uns alle viel zu wichtig und meinen, wir müssten alles managen.

(...)

Der Kopf:
Am zentralsten Punkt unseres Kopfes befindet sich der Bai-Hui Punkt, übersetzt mit „Himmlische Öffnung“ oder „Punkt der 100 Vereinigungen“. Es ist der Akupunk-turpunkt Gv20. Nach chinesischer Ansicht kann der Mensch nur himmlische Eingebungen erhalten, wenn dieser Punkt frei ist, das heißt ohne Blockaden, damit wird die Wahrnehmung hell und klar.
Ähnlich einer Marionette, deren wichtigster Faden am Kopf befestigt ist, sollen die Körpergelenke des Menschen von diesem Punkt gelenkt werden. Durch diese Vorstellung des Loslassens wird mit Hilfe der Schwerkraft die Mitte gefunden, aus der dann jede Bewegung wie von selbst fließt.
Im Kopf sitzt der Dirigent, in der Mitte ist das Orchester und die Symphonie wird „hörbar“ in den Bewegungen, das „Thema“ ist die Körperhaltung.
Die Haltung des Kopfes zeugt von unserer inneren Haltung. Ein unbeugsamer Mensch hat einen steifen Nacken. Sind wir innerlich schlapp, hängt der Kopf herab und wirkt kraftlos – ohne Qi und Blut.
Im Kopf befinden sich auch unsere Augen, die Ausdruck des Shen in uns sind. Sind sie klar und leuchtend ist es auch unser Bewusstsein. Wir sind damit geistig beweglich. Wir sagen, Augen sind die Fenster zur Seele.

Sehen heißt nicht nur physiologisch sehen. Wir können aktiv schauen und damit unsere Leber aktivieren und alle Yang-Prozesse in uns. Das Schauen in Richtung Erde verbessert unsere Geistkonzentration und intuitives Sehen, das Schauen nach oben unsere Aufmerksamkeit und das Geradeaus-Schauen unser Gleichgewicht.

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Das „Sich-Bewusst-Sammeln“
Die Hauptaufgabe in jeder Qi-Gong - Übung und so auch beim Stehen in der natürlichen Position ist das Sich-Bewusst-Sammeln.

Es gibt viele Möglichkeiten sich zu sammeln. Grundsätzlich unterscheidet man:

Außerhalb des Körpers: Man stellt sich in Gedanken einen bestimmten Gegenstand (eine schöne Landschaft, angenehme Stimmungen, Farben oder duftende Blumen) vor oder erinnert sich an positive wohltuende Ereignisse.

Innerhalb des Körpers: Man beobachtet dabei aufmerksam eine bestimmte Aktivität (z. B. die Atmung) oder eine oder mehrere Körperstellen (z. B. das Dan-Tian, die Lebenstore – Punkte)

(...)

Bei einem unruhigen Gemütszustand oder in der Anfängerpraxis wird es leichter fallen, sich außerhalb des Körpers zu konzentrieren. Wichtig dabei ist, ruhig zu bleiben, sich von den Vorstellungen nicht all zu sehr einnehmen zu lassen.

(...)

Die Atmung
Atmung ist ein wichtiger Qi-Prozess, der das seelische Gleichgewicht, das Gleichgewicht in den Organen, Muskeln, Sehnen und Gelenken fördert. Atmung trägt auch zur Verbesserung der Blutqualität und Körperhaltung bei.

Die Beobachtung der Atmung spielt eine große Rolle im Qi-Gong.
In der Qi-Gong Praxis müssen wir immer beobachten, auch jeder Fortgeschrittene. Beobachtung ist ein natürlicher Prozess, jedes Kind lernt durch Beobachtung. Wir können uns selbst beobachten – unsere Haltung, den Qi-Fluss, das Kommen und Gehen von Gedanken und Emotionen, Blockaden und Schmerzen. Beobachten hat mit Achtung und Achtsamkeit zu tun. Beim Beobachten werten wir nicht, sondern schauen nur hin und nehmen wahr.

Wir machen dabei immer neue Erfahrungen. Es lässt sich vergleichen mit einer lebenslangen Entdeckungsreise. In uns läuft ein ständiger innerer Dialog, der sich zusammensetzt aus Bildern, Sätzen etc. Dieser Dialog braucht sehr viel Energie. Emotionen brauchen einen Großteil von unserem Qi.

(...)

Ein sehr bedeutender Teil der Arbeit mit dem Atem ist die Öffnung des mikrokos-mischen Kreislaufs – des Xiao-Zhou-Tian.

(...)

SCHLUSSFOLGERUNG

Das ganze Wissen in der Traditionellen Chinesischen Medizin und alle Praktiken zur Verlängerung des Lebens, so auch jede Qi-Gong Arbeit geht auf die Beobachtung der Natur zurück.

Betrachtet man die Natur als Führer und als Freund, so wird das Leben mühelos, ruhig, gelassen und voll Freude sein, wie wir es bei Zhunangzi beschrieben finden.

(...)

Copy right by Roswitha Pospisil